Kontraktlogistik

Gewerkschafter beraten über die Beschäftigung an den Volkswagen-Standorten - insbesondere zum Thema Kontraktlogistik

24.07.2015 | Wolfsburg/Hannover. Die IG Metall wird sich künftig verstärkt für die Interessen der Beschäftigten im Bereich der sogenannten Kontraktlogistik einsetzen. Diese Entscheidung bekräftigte jetzt Hartwig Erb, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Wolfsburg. "Wir sind zuständig für die gesamte Wertschöpfungskette der Automobilindustrie, also auch für die Kolleginnen und Kollegen in der Kontraktlogistik", sagte Erb auf einem IG Metall-Treffen in Hannover. Dabei berieten Gewerkschafter über die Beschäftigung an den Volkswagen Standorten.

Hartwig Erb (links) und Bernd Osterloh

Hintergrund: Volkswagen hat die Speditions- und Logistikbereiche in der Vergangenheit immer mehr ausgelagert. Dabei geht um weitaus mehr, als um das einfache Verladen, Lagern oder Transportieren von Gütern. Diese Dienstleister beschränken sich nicht darauf, Teile und Komponenten an die Werkshallen zu fahren. Die Angebotspalette der Logistiker umfasst klassische Aufgaben eines Produktionsbetriebs, wie Materiallager, Produktionsbelieferung und Konfektionierung bis hin zur Vormontage kompletter Komponenten. "Entsprechend hoch sind die Anforderungen an die Qualifikation, das Know-how, die Flexibilität und die Belastbarkeit der Beschäftigten aus der Kontraktlogistik", erläutert Erb.

Im Umfeld des Volkswagen Konzerns sind viele große Kontraktlogistiker aktiv. In Wolfsburg sind das zum Beispiel die Firmen CEVA, Hansmann, Rudolph, L.I.T. und Schnellecke. Mehrere hundert Beschäftigte dieser Logistikbetriebe sind bereits in den vergangenen Wochen in die IG Metall eingetreten. Beim Unternehmen CEVA Logistics GmbH konnte die IG Metall Wolfsburg in Kürze einen Organisationsgrad von mehr 80 Prozent erzielen. "Inzwischen stellen wir die eindeutige Mehrheit der Gewerkschaftsmitglieder im Unternehmen und sind damit die zuständige Gewerkschaft", stellt Erb klar. "Mit der gerade gewählten Tarifkommission bei CEVA werden wir erstmals einen Metall-Tarifvertrag abschließen. Die Unternehmensleitung ist informiert und zu Tarifverhandlungen aufgefordert. Die zuständige Tarifkommission hat bereits einen Forderungskatalog aufgestellt. Die erste Tarifverhandlung startet Mitte August."

In der Regel gilt für die Beschäftigten derzeit allenfalls ein Logistiktarifvertrag. "Auch der lässt aber bei sozialen Standards und Entgelt viele Notwendigkeiten offen", begründet Erb. So haben Beschäftigte von CEVA in den vergangenen 15 Jahren lediglich ein Lohnplus von 2 Euro erhalten. Im Schnitt liegt das Gehalt eines Logistikers bei 10,18 Euro pro Stunde.

Erb macht deutlich, warum sich die IG Metall so energisch für die Kolleginnen und Kollegen einsetzt: "Ein Kontraktlogistiker, der bei CEVA mit einer Wochenarbeitszeit von 39 Stunden in drei Schichten arbeitet - auch am Wochenende -, erhält monatlich zwischen 1200 und 1400 Euro netto. Spätestens wenn man auf dem Rentenbescheid den Betrag von 600 Euro stehen sieht, muss klar sein, dass das nicht in Ordnung ist", sagt der Bevollmächtigte der IG Metall Wolfsburg. Viele Mitarbeiter der Logistikbranche würden sogar noch schlechter bezahlt werden, weil sie keine Tarifansprüche haben oder als Leiharbeiter beschäftigt sind, erklärt Erb. "Die Entgelte in der Kontraktlogistik liegen teilweise 60 bis 70 Prozent unter dem Niveau der der Entgelte in Industriebetrieben.

Bernd Osterloh, Gesamt- und Konzernbetriebsratsvorsitzender des Volkswagen Konzerns, bekennt sich ebenfalls zur Initiative der IG Metall: "Wir haben bei Volkswagen höchste Ansprüche an die Produktqualität. Daran messen lassen müssen sich auch unsere Zulieferer. Volkswagen muss durch eine verantwortungsvolle Vergabepolitik gute Standards für Beschäftigte im Logistikbereich ermöglichen. Mit unserem IG Metall Tarifvertrag AutoVision sind Maßstäbe gesetzt. Die hier bereits ausgehandelten Tarife für Dienstleistungen stellen die Weichen für eine angemessene Auftragsvergabe am Konzernsitz in Wolfsburg", sagt Osterloh. "Der Betriebsrat wird das Thema der Kontraktlogistik aufnehmen, schon im Interesse unserer eigenen Belegschaft. Übrigens: zu den Löhnen, die dort zum Teil gezahlt werden, kann sich kein Kollege einen Volkswagen leisten."

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